alltagsmeditationen

Die Kunst des Nicht-Wissens

Wer bin ich?
Was vielen Meditierenden die Kernfrage schlechthin bedeutet, dürfte Außenstehenden absurd oder zumindest abgehoben vorkommen. Bei nüchterner Betrachtung ist weder das eine noch das andere zutreffend. Tatsächlich handelt es sich um eine sehr einfache, die eigene Existenz betreffende Frage.
Fragt dich heute jemand, „Wer bist du?“, dürfte die Antwort kein Problem sein, solange Du dich auf den Moment beziehst. In Wahrheit sind wir jedoch weit mehr als dieser kurze Zeitraum. Schaust du zurück auf dein vergangenes Leben und zählst nicht die Jahre, sondern die Tage, wirst du auf eine stattliche fünfstellige Zahl kommen. Du siehst viele tausend Tage, an denen du schon da warst. Wenn du nun versuchst, dieses Sein, das fraglos dein ganzes Sein ist, in Worte zu fassen, kommst du rasch an eine Grenze. Ein Sein, das sich Tag für Tag verändert und dennoch von einer Konstanten getragen wird, die wir Ich nennen. Aber was ist dieses Ich, diese Konstante? Gut möglich, dass sich dir jetzt ein ins Schwimmen geratenes Ich zeigt, das sowohl alles als auch nichts sein könnte.
Vielleicht werden dann die Worte Kalu Rinpoches verständlicher:
„Wir leben in einer Welt der Illusion, doch gibt es eine Wirklichkeit. Du bist diese Wirklichkeit. Doch du weißt es nicht. Wenn du aufwachst zu dieser Wirklichkeit, wirst du wissen, dass du nichts bist, und nichts seiend bist du alles."