alltagsmeditationen

Die Kunst des Nicht-Wissens

Wittgensteins Welt und Wirklichkeit

Sollten wir Ludwig Wittgenstein Glauben schenken, dann ist Welt nicht gleich Wirklichkeit. Wenn er von der Welt spricht, meint er:

“Die Welt ist alles, was der Fall ist.“

und:

„Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.“

Die Wirklichkeit geht dagegen darüber hinaus:
„Das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit“.

Mit diesem Gedanken bringt Wittgenstein als einer der wenigen namhaften Philosophen der Moderne die Quantenlogik ins Speil. Diese besagt, dass kleinste Teilchen keine definierten Eigenschaften besitzen. Sie befinden sich in einem "Überlagerungszustand" aller möglichen Eigenschaften. Niemand hat das besser zu formulieren gewusst als Stephen Hawking:

„Die Besonderheit der Quantenmechanik liegt darin, dass sie ein anderes Bild von der Wirklichkeit vermittelt. Danach hat ein Objekt nicht nur eine einzige Geschichte, sondern alle Geschichten, die möglich sind. In den meisten Fällen hebt sich die Wahrscheinlichkeit, eine bestimmte Geschichte zu haben, gegen die Wahrscheinlichkeit auf, eine etwas andere Geschichte zu haben; doch in bestimmten Fällen verstärken sich die Wahrscheinlichkeiten benachbarter Geschichten gegenseitig – und es ist eine dieser verstärkten Geschichten, die wir dann als die Geschichte des Objekts beobachten.“
Stephen Hawking - Mein Standpunkt - DIE Zeit 20. August 1993

Was ist also Wirklichkeit wirklich? An dieser Stelle sollten wir uns an die Worte des indischen Philosophen Shankara erinnern:

Brahman ist wirklich.
Das Universum ist unwirklich.
Das Universum ist Brahman.

Detlef B. Bartel

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